· 

Auszug aus Eröffnungsrede

Einer Ausstellung Angelika Lill Pirrungs könnte man auch den Titel "Das Material in der Kunst" geben. Schon beim ersten Eindruck der Bilder und Skulpturen begeben wir uns auf eine Entdeckungsreise in die Welt der Dinge, die durch die Hände und Gedanken der Künstlerin zu neuen Objekten geformt wurden. Die Materialien sind im künstlerischen Kosmos von Angelika Lill-Pirrung nicht nur künstlerische Mittel zur Entstehung der Objekte, sondern sie werden in sich als ästhetische Kategorie aufgefasst.

 

Die meisten Kunstwerke dieser Ausstellung sind in den letzten drei Jahren entstanden, so auch die Serie "My home is my castle", die mit hier nicht ausgestellten abstrahierten Hausobjekten aus Ton und Rakubrand ihren Anfang fand und ebenso auch mit den Möglichkeiten der Malerei ihre Fortsetzung findet. Auch hier zeigt sich die Stärke der Künstlerin aus einem Thema über einen längeren Zeitraum spannende und abwechslungsreiche Serien herzustellen, die zwischen Bildern, Skulpturen, Objekten und Materialien oszillieren und immer neue Kreationen dieser "Familien" hervorbringen. So sind viele der Home Bilder, die zwar wie Gemälde wirken in Wirklichkeit Materialcollagen aus Fotografie, Acrylfarben, Papierfetzen und Wachs. Einer Collage im herkömmlichen Sinn, die aus Versatzstücken und aus Kontrasten besteht sieht man die bewusste Addition nicht zugehöriger Teile an. Bei Angelika Lill-Pirrung werden jedoch die verschiedenen Teile durch subitle Manipulationen zu einem harmonischen Bild, dem man die Prozessualität des Arbeitens nicht unbedingt ansieht – dies gibt wiederum den Bildern eine gewisse Lässigkeit – eine stille innere souveräne Haltung.

 

Insgesamt dominieren die hellen lichten Farben, die Erdtöne, die spröden Materialien wie Holz, Eisen und Ton - was auf eine Hinwendung der Künstlerin zur Natur und die Verwertung bereits vorhandener Dinge deuten lässt. Dadurch gelingt ihr die besondere Wirkung ihrer Kunstwerke, die sich jeglicher Form von Künstlichkeit entziehen, vielmehr sind sie Teil im Kreislauf des Lebens.

 

In diesem Zusammenhang ist auch die Serie "Baumfragmente" zu verstehen. Auch hier umkreist Angelika Lill-Pirrung mit verschiedenen künstlerischen Mitteln das Thema Bäume, das sie in unterschiedliche Facetten und Ansichten vermischt. Mal schimmern grafische Elemente durch, mal trägt sie Wachsschichten auf, um sie anschliessend wieder leicht zu zerkratzen, mal sieht man einen Baum als Silhouette, dann wieder nur kleine Details.

 

Die ruhigen fast kontemplativen abstrakten großformatigen Gemälde kontrastieren mit den temperamentvollen Stelen der Raku-Serie "Little Stonehenge".

 

Cynthia Thumm